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23.10.2005 - Osnabrück / N8
Quelle: www.metal1.info
Predator, Chimera, Rebellion

Am Freitag hatten bereits Gamma Ray im Hyde Park aufgespielt. Am darauf folgenden Sonntag ging das Osnabrücker Power Metal Wochenende in die zweite Runde. Rebellion hatten das Publikum ins N8 geladen und trotz der Tatsache, dass die meisten am nächsten Tag arbeiten mussten, waren zwischen 50 und 100 Fans diesem Ruf gefolgt.

Als erste enterten jedoch erst einmal Predator die Bühne, die als lokaler Support verpflichtet wurden. Und diese Combo hatte wahrlich mit schweren Bedingungen zu kämpfen: Die eh schon kleine Bühne konnte von der Band nur zur Hälfte genutzt werden. Das heisst, dass sich der Bassist hinter einem der Gitarristen postieren musste und dem Sänger zwischen dem Drumkit und den Monitoren unglaubliche dreißig Zentimeter Platz blieben. Ausserdem war der Sound eine Vergewaltigung für die Ohren: Die Drum hat alles platt gewalzt, was an Melodien da war und der Gesang war kaum zu hören. Dennoch haben die Osnabrücker alles gegeben. Da wurde gepost und gebangt, was das Zeug hält. Auch das Material – insofern es denn im Soundmatsch zu erkennen war – scheint einiges zu können. Die Anwesenden Metaller und Metallerinnen dankten der Band ihren engagierten Auftitt mit nickenden Köpfen und jeder Menge Applaus. Und auch aus meiner Sicht geht der Daumen eindeutig nach oben.

Was man über den Auftritt von Chimaera leider nicht sagen kann. Zunächst einmal herrschte einige Verwirrung um Saal, ob der Namensähnlichkeit zur Hardcore-Band „Chimaira“. Als die Band die Bühne betrat wurde aber schnell klar, dass sie mit dieser Combo nichts zu tun hat. Die Musiker spielen schnörkellosen True Metal. Allerdings in ziemlich schlecht! Hier wird jedes Klischee bedient, das man sich nur vorstellen kann. Von Nietenarmbändern übertriebener Größe über Piratenhemden bis hin zu Platikschwertern. Die Show war also ebenso grauenvoll wie der Sound. Denn Keyboard und Gesang waren überhaupt nicht zu hören. Auch das Material das hier präsentiert wurde lud eher dazu ein sich an die Theke als vor die Bühne zu begeben. Zwanzig Minuten lang mag so ein Gig ja ganz amüsant sein. Aber danach wird's ziemlich schnell langweilg. Also Zeit genug ein Bierchen zu trinken und auf Rebellion zu warten. Immerhin konnte man sich nach dem Auftritt von Chimaera bei Fortuna bedanken, dass der sehr korpulente Sänger nicht auf die Idee gekommen ist zu diven.

Als diese auf die Bretter kletterten gab es allerdings kein Halten mehr. Das N8 flippte kollektiv aus. Fäuste wurden ebenso gechüttelt wie die Haarpracht der meisten Anwesenden. Pommesgabeln reckten sich in die Höhe und jeder Text wurde frenetisch mitgegrölt. Aber wen wunderts auch? Immerhin hatten zumindest zwei der Musiker an diesem Abend ja ein Heimspiel. Während Gitarrist Uwe Lulis direkt aus Osnabrück kommt, lebt und arbeitet Sänger Michael Seifert in Melle, einer Kleinstadt, die ebenfalls zum Landkreis Osnabrück gehört. Angespornt von den ausrastenden Fans gaben auch die Musiker auf der Bühne ihr bestes. Vor Allem Basser Tomi Göttlich und Michael erschienen als Arbeitstiere. Sie flitzten über die kleine Bühne so gut es nur ging und schmissen sich in alle nur erdenklichen Poser-Posen. Auch die Gitarristin Simone Wenzel, die als Ersatz für den am Gehör erkrankten Björn Eilen mit dabei war, fügte sich gut in das Bandgefüge ein. Am Anfang war sie zwar noch etwas zurückhaltend, aber je weiter die Zeit fortschritt umso mehr brachte auch sie sich in das Geschehen auf der Bühne ein. Der Erkrankte selber, überigens ebenfalls ein Osnabrücker, war an diesem Abend tatsächlich auch anwesend, was ihm einen großartigen Applaus der Fans einbrachte. Es gab zwar immer noch Sound Probleme – der Gesang war auch bei Rebellion zu leise – aber wirklich gestört hat das niemanden. Party war angesagt! Und dabei feierten die Fans die Band so heftig ab, dass Michael zwischendurch die Worte ausgingen. Den Höhepunkt des energiegeladenen Sets bildete dann das abschließende Rebellion. Derjenige „Grave Digger“ Track, für den Uwe und Tomi in ihrer Zeit bei den Totengräbern maßgeblich Verantwortung hatten und der der Band ihren Namen gab. Zu diesem Zeitpunkt war auch die Stimmung auf dem Höhepunkt und während des Dudelsack Sampels verließ Tomi mit seinem Bass die Bühne und bahnte sich spielend einen Weg durch die Menge, um dann wieder auf die Bühne zurück zu kehren. Danach verschwand die Band erst einmal von der Bühne, um sich von den jubelnden Fans buchstäblich zurück schreien zu lassen. Alle Musiker waren überwältigt von den Fans und brachten das auch immer wieder zum Ausdruck: „Das ist Osnabrück!“ (Michael) oder „Wahnsinn!“ (Tomi) sind Aussagen, die das eindrucksvoll belegen. Die Zugabe wurde dann von drei weiteren Tracks gebildet, bei denen die Anwesenden logischerweise noch einmal richtig mitgingen. Wie auch das ganze Set war sie ein Querschnitt aus den drei bisherigen Veröffentlichungen.

Am Ende blieb dem überglücklichen Metalhead die Gewissheit eines der geilsten Konzerte in seiner Karriere gesehen zu haben. Mit einem göttlichen Headliner, einer guten und einer grottenschlechten Vorband. Auf jeden Fall hat es sich für jeden einzelnen gelohnt sich auch an einem Sonntag auf den Weg zu einer Metal-Show zu machen, die an Energie und Intensität nichts überbieten kann. Und das trotz der widrigen Umstände der kleinen Bühne und das mittelmäßigen Sounds. Einfach nur Wahnsinn! Da bleibt einem nur zu hoffen, dass Rebellion auch in Zukunft ihr Ding durchziehen und genau so weitermachen wie bisher.


Konzertbericht von: Daniel P.

 

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